Wirkweise von Psychotherapie

Frühe emotionale Lernerfahrungen bewirken stabile Synapsenverbindungen im Gehirn, die uns unser Leben lang prägen. Diese können helfen, aber auch beeinträchtigen. 

Wenn wir z.B. in frühem Alter gelernt haben, dass wir nur unter bestimmten Bedingungen angenommen und akzeptiert werden (z.B. nur wenn immer Rücksicht nehmen und nie Ärger ausdrücken) dann wird es uns später in Beziehungen schwer fallen zu unseren Bedürfnissen zu stehen und auszudrücken was wir fühlen und brauchen. Dies kann dann eine mangelhafte Kommunikation und das Vermeiden von Konflikten nach sich ziehen, sodass wichtige Themen unter den Teppich gekehrt werden. 

Dies sind nur ein paar Beispiele – emotionale Lernerfahrungen können sich sehr unterschiedlich und in verschiedenen Bereichen des Lebens ausdrücken.

Das Gute ist, dass sich solche Muster durchaus auflösen lassen und durch neue ersetzt werden können. Die Psychotherapie-Forschung der letzten Jahrzehnte sowie neuere neurowissenschaftliche Befunde zeigen, welche therapeutischen Schritte dafür notwendig sind. Dabei wird nicht die Erinnerung an das Erlebte gelöscht, sondern die emotionale Bewertung und damit die Muster, die das nachteilige Verhalten auslösen. 

Einer der wichtigen Schritte ist zu verstehen welche Lernsituationen es waren die bestimmte emotionale Überlebensstrategien erzeugt haben. Dafür ist das emotionsfokussierte Vorgehen sehr effektiv, da es erlaubt eine Erinnerung mit all ihren Facetten wieder erlebbar zu machen. 

Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Aufrufen oder Erschaffen neuer emotionaler Lernerfahrungen, sodass der alten Überlebensstrategie eine „Lebensstrategie“ – also neuere funktionalere Lernerfahrungen entgegen gesetzt werden können. Hier helfen verhaltenstherapeutische Methoden, die Präsenz und Rückmeldungen des Therapeuten sowie Exposition an verdrängte Gefühle. 

Durch das Vorgehen wird die alte festgesetzte Gedächtnisspur im Kopf vorübergehend instabil und kann mit der neuen „überschrieben“ werden. 

Emotionsfokussierung

Wie in der Paartherapie arbeite ich auch in der Einzeltherapie mit einem emotionsfokussierten Ansatz. Dieser hat sich für viele Problembereiche bewährt, u.a. Depressionen, Ängste und Traumata

Hier findet ihr ein kleines Video von Kollegen aus Norwegen (englisch).

Weiterführende Literatur:

  • ‚Unlocking the Emotional Brain‘ von Bruce Ecker, Robin Ticic und Laurel Hulley, Verlag: Routledge, 2012
  • ‚Strategisch Behaviorale Therapie (SBT) – Emotionale Überlebensstrategien – Werte – Embodiment‘ von Gernot Hauke, Springer Verlag, 2012