Die positive Kraft des Bindungssystems – Liebe und Beziehungen

Als soziale Wesen suchen wir Menschen nach Zugehörigkeit und Bindung. Es ist sogar eines unserer wesentlichsten psychischen Grundbedürfnisse, uns mit anderen verbunden zu fühlen. Das Bindungssystem ist dabei unser Motivator, Beziehungen mit anderen Menschen einzugehen.

Vier Facetten des Bindungssystems kannst du in den folgenden Abschnitten kennenlernen und für dein Beziehungsglück nutzen.

Kuschelhormone als Belohnung

Eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen, wird automatisch belohnt, denn durch innige Blicke, Berührungen und anderen Momenten der Verbundenheit wird das Bindungshormon Oxytocin freigesetzt. Dieses sorgt für das wohlig-warme Gefühl von Geborgenheit und fühlt sich belohnend an. Darum suchen wir die Nähe zu anderen Menschen, gehen Beziehungen ein und handeln prosozial.Für die Beziehung wirkt es sich positiv aus, weil es Stress reduzieren kann und das Vertrauen in deinen Lieblingsmenschen stärkt. Körperliche Nähe ist deshalb eine wundervolle Möglichkeit, euch und eurer Beziehung zusammen etwas Gutes zu tun.

Vertraute Lebensbegleitung

Stabile Beziehungen tun uns gut. Sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten stellen sie eine Ressource dar. Das kann unsere Familie, unser Freundeskreis und auch unsere Liebesbeziehung sein. Verlässliche und vertraute Beziehungen sind wichtig und stärken das allgemeine Wohlbefinden. Menschen streben ein stabiles soziales Netz an, dabei geht es vor allem um Qualität und nicht unbedingt um die Menge der Personen, die für uns emotional unersetzbar werden. Wenn wir uns auf eine tiefe emotionale Bindung an eine Person einlassen, dann hoffen wir darauf, dass dieser Wunsch und die Suche nach Nähe von der anderen Seite erwidert wird. „Zurückgeliebt“ werden verringert das Gefühl von Einsamkeit. Diese Wertschätzung dürfen wir unserem Lieblingsmenschen nicht verheimlichen. Nimm dir bewusst vor, deinem:r Partner:in zum Ausdruck zu bringen, was er:sie dir bedeutet.

Gemeinsam mit Gefühlen umgehen

Das Leben fühlt sich manchmal an wie eine Achterbahn, nicht wahr? Immer wieder dürfen wir uns darin üben, mit Herausforderungen und Verlusten umzugehen. Manchmal wirkt es als käme alles auf einmal. Unangenehme Emotionen gehören zum Leben dazu und haben eine wichtige Funktion. Mit ihnen umzugehen kann trotzdem eine Herausforderung sein. Das Bindungssystem sorgt dafür, dass wir gemeinsam mit anderen leichter mit Angst, Schmerz, Traurigkeit und anderen Gefühlen umgehen können. Co-Regulation nimmt uns ein wenig Last von den Schultern und sorgt für soziale Unterstützung in schwierigen Zeiten. Das hilft uns eine emotionale Balance zu bewahren und flexibler auf die Herausforderungen des Lebens zu reagieren. Habt ihr eine herausfordernde Zeit gemeinsam durchgestanden, kann euch das noch tiefer verbinden. Seid füreinander da und nehmt Anteil an euren Emotionen.

Emotionale Wirkkraft zwischen Menschen

„Ich fühle und sehe, was dich emotional bewegt“, wäre ein möglicher Satz, den dein Bindungssystem zu deinem Lieblingsmenschen sagen würde. Denn zwischenmenschlich besteht eine große emotionale Wirkkraft – wechselseitig. Einerseits haben wir dadurch einen großen Einfluss auf andere, gleichzeitig kann es uns in anderen Situationen auch sehr verletzlich machen und ein Gefühl von Hilflosigkeit auslösen. Denn letztendlich brauchen wir zwar Liebe, können aber niemanden dazu zwingen, sie uns zu geben. Wir können nur die Tür öffnen, Liebe schenken und hoffen, dass die andere Person hindurchgeht. Es obliegt nicht in unserer Handlungsmacht, dafür zu sorgen, dass uns der:die andere genau das gibt, was wir brauchen. Das macht uns verletzlich und manchmal hilflos, aber auch das gehört zu Bindungen dazu. Eine offene und liebevolle Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse kann ein guter Weg sein, um in einer Beziehung besser aufeinander eingehen zu können.